Quereinsteiger:innen im Unterricht willkommen

Karin H., zweifache Mutter und begeisterte Mathematikerin, hat soeben ihre Ausbildung zur Pädagogin abgeschlossen. Anders als viele junge Studierende hat sich die HASCH-Absolventin aber nicht für den Besuch einer Pädagogischen Hochschule entschieden, sondern für eine berufsbegleitende, dreijährige Ausbildung an einer renommierten Montessori-Ausbildungsstätte. Ihr Ziel: Kinder und Jugendliche für Mathematik zu begeistern, ihnen ihre eigene Freude an diesem Thema zu vermitteln und sie mit auf eine spannende Reise in die Welt der Zahlen zu nehmen.

 

Die Realität hat Karin H. nach Abschluss ihrer Ausbildung rasch eingeholt. Nachdem sie sich bei einer Schule in freier Trägerschaft beworben hat, die auf Basis der Montessori-Pädagogik unterrichtet, kam die frustrierende Rückmeldung der verantwortlichen Bildungsdirektion: Karin H. kann nicht als Pädagogin zugelassen werden, weil ihre Ausbildung nicht den Vorgaben des Gesetzgebers entspricht. Die „sonstige, geeignete Befähigung“, die das Gesetz sehr wohl vorsieht, wird von den Behörden nicht anerkannt.

 

Pädagog:innen sind derzeit sehr schwer zu finden. Im öffentlichen Bereich wurden massive Werbekampagnen gestartet, um angehenden Lehrer:innen ihren Beruf schmackhaft zu machen. Es wird sogar versucht, Soldat:innen des Bundesheeres oder Leute aus anderen Berufsfeldern für eine Unterrichtstätigkeit zu motivieren. Eine kurze Zusatzqualifikation in Pädagogik wäre hier ausreichend. Andererseits werden engagierte und  motivierte Leute abgelehnt, die über eine für eine reformpädagogische Schule geeignete Ausbildung verfügen. Können und wollen wir als Gesellschaft uns das wirklich leisten?

 

Eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien hat gezeigt, dass Schulen in freier Trägerschaft ein hohes Maß an Zufriedenheit bei ihren Lernbegleiter:innen aufweisen. Eine funktionierende Schulgemeinschaft von Schüler:innen, Lehrer:innen, Eltern und Schulleiter:innen ermöglicht es, eine harmonische Umgebung zu schaffen, in der sich nicht nur die Schüler:innen wohl fühlen. Genau dieses ausgewogene Arbeitsumfeld braucht es, um neues Lehrpersonal rekrutieren und vor allem halten zu können.

 

 

„Engagierte Lehrer:innen für unsere Kinder brauchen einerseits  emotionale Stärke, Hausverstand und soziale Kompetenz, und andererseits ein pädagogisches Grundgerüst, das auch von den Ausbildungsstätten der Reformpädagogik vermittelt werden kann. Daher fordern wir als Schulen in freier Trägerschaft eine größere Autonomie in der Auswahl unserer Mitarbeiter:innen, um den Anforderungen unserer Institutionen Rechnung tragen zu können.“, fasst Momo Kreutz, Vorsitzende von EFFE Österreich, die Forderungen ihres Verbandes zusammen.